Back again – Du spielst nie zweimal in der selben Improgruppe

2003 hab ich mich in Impro verliebt. Nach dem ersten Workshop wusste ich: ich will mit Menschen spielen (… und das darf durchaus auch größenwahnsinnig im göttlichen Sinn verstanden werden 🙂 ). Das Faszinierende war, dass ich nie im Vorhinein wusste, wie es ausgeht. Dazu muss man sagen: ich mag Pläne extrem gerne. Manche Leute gehen so weit und attestieren mir „Kontrollsucht“. Ich würde sagen: die übertreiben nicht. Ich hab sehr gerne Plan A, B, C, D und manchmal sogar noch E. Auch F soll schon mal vorgekommen sein! Beim Impro war ich trotz verschiedener Pläne immer wieder aufs Neue überrascht. Manchmal positiv überrascht, manchmal nicht so, aber es war zumindest nie langweilig. Und Langeweile kann ich echt schwer ertragen…
2010 – das verflixte siebte Jahr später, 12 vor Fuchs gab es seit drei Jahren – hatte ich dann einen Durchhänger. Eine künstlerische Riesenflaute. Ich war grad von einem Jahr Auslandsaufenthalt in den USA zurück, mitten im Reverse-Culture-Shock und hatte das Gefühl, künstlerisch gar nichts auf die Reihe zu kriegen. Singen auf der Bühne war eine Qual, und meine Charaktere haben mich alle gelangweilt. Die Gruppe war immer noch toll, aber ich hab mich selber in den Szenen nicht mehr erleben wollen. Ich hätte mich da natürlich durchbeißen können, aber das wollte ich Impro nicht antun. Ich hatte Angst, dass wir (Impro und ich) uns dann irgendwann hassen würden. Also hab ich beschlossen, aufzuhören. Die Füchse haben mir das so nicht durchgehen lassen und mir ein immer während gültiges Rückkehrticket in die „Auszeit“ – wie sie es genannt haben – mitgegeben. Dafür bin ich ihnen bis heute unendlich dankbar. :-*
Natürlich hab ich 12 vor Fuchs weiter von außen beobachtet und mitbekommen, was es an argen Weiterentwicklungen gab: Die Füchse sind zum ersten Mal nach Linz zu den Theatersportmeisterschaften gefahren, waren in Würzburg beim Impro-Festival dabei, die gemeinsamen Fuchs-Urlaube haben sich etabliert, die Gruppe hat sich verändert, künstlerisch weiterentwickelt und ist stärker zusammengewachsen. Ich hab mir nie gedacht, dass ich tatsächlich von meinem Ticket Gebrauch machen würde. Aber es ist gut aufgehoben in der Schublade gelegen und ab und zu hab ich es angeschaut, drüber gestreichelt, gelächelt und mir gedacht „hm, später vielleicht…“.
Später war dann 2015. Ein bisschen nervös bin ich mit dem Ticket in der Hand Stefan gegenüber gesessen und hab ihn gefragt, ob das denn immer noch gültig wäre. Er hat die Gruppe gefragt und die haben „ja“ gesagt. Völlig arg. Ich kann’s immer noch kaum glauben. Ich wär ja tendenziell eher streng mit mir gewesen. Wenn ich mich gegen was entscheide, dann kann ich dann nicht ein paar Tage (oder Jahre) später kommen und sagen „jetzt will ich doch wieder“. Das geht nicht. Wo kämen wir denn da hin! Entweder, oder. Hopp oder drop. Nix da herum lavieren! Sagt man ja auch, dass so aufgewärmte Sachen nicht gut sind. Einmal beendet, immer beendet. Und so weiter.. naja, in dem Fall war das alles Blödsinn.
Es ist großartig, zurück zu kommen! Die ersten Trainings waren zwar ziemlich aufregend und ich hab mich echt davor gefürchtet , bei der ersten Show mitzuspielen (ich kann mich noch genau erinnern: es war ein Topf im Irrlicht und ich hatte riesiges Lampenfieber), aber das hat sich ziemlich bald wieder gelegt. Warum? Weil die Füchse einfach so liebe und achtsame Menschen sind, die mich so herzlich in Empfang und wieder aufgenommen haben, dass es ganz leicht war, sich wieder dazugehörig zu fühlen.
Es ist nicht mehr dieselbe Improgruppe, in die ich mich verliebt hab, auch nicht dieselbe, die ich verlassen habe und nicht dieselbe, zu der ich zurückgekommen bin, aber für mich ist sie die beste Improgruppe der Welt.
(Irene, März 2019)
