12vorFuchs Improvisationstheater

Impro hat mich süchtig gemacht.

12vorfuchs 21 von

Ich habe vor ca. 19 Jahren mit Impro begonnen. Dank meiner Schwester. Es war ein Wochenendkurs, und nach diesen beiden Tagen war ich süchtig. Im wahrsten Sinne des Wortes. In den darauf folgenden Jahren habe ich hunderte Stunden Kurse besucht und noch ein paar Jahre später selber begonnen, Kurse zu leiten – inzwischen auch schon hunderte Stunden.

Aber was war es, das mich so fasziniert, so gefesselt hat? Was hat Impro zu einem so wichtigen Teil meines Lebens werden lassen?

Ich bin ein Kopfmensch. Ich plane Dinge gerne ausführlich und gut und schaffe es so, Fehler weitgehend zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. Das hat in vielen Fällen seine Vorteile. Aber es bringt auch Nachteile mit sich.

Die Angst, die Kontrolle zu verlieren und die Angst, nicht erfolgreich zu sein, waren bei mir immer sehr groß. Mein erstes (und beinahe einziges) Nicht Genügend auf einen Test in der zweiten Klasse war für mich eine mittlere Katastrophe. In der sechsten Klasse habe ich mich dann in eine Mitschülerin verliebt. Wir waren befreundet und haben recht viel gemeinsam unternommen – auch noch nach der Matura. Über mehr als drei Jahre hinweg habe ich ihr aber nie gesagt, was ich für sie empfinde! Mehr als drei Jahre lang habe ich meine Gefühle erfolgreich für mich behalten – aus Angst davor, zurückgewiesen zu werden, nicht erfolgreich zu sein! Ich habe in diesen Jahren viele schmerzvolle Momente erlebt.

Und dann steht da plötzlich jemand und sagt mir, dass ich einfach etwas tun soll, ohne darüber nachzudenken. Und dabei möglichst viele Fehler machen soll. Und gibt mir Übungen, die nur dann funktionieren, wenn ich mein Hirn ausschalte und einfach tue. Ohne Angst vor möglichen Fehlern.

Diese Erfahrung hat mich süchtig gemacht. Und hat mein Leben verändert, ja im Laufe der Jahre sogar mich verändert. Und mich zu einem glücklicheren Menschen gemacht.

Und dafür bin ich jeden Tag sehr dankbar. Nicht zuletzt meiner Schwester.

Stefan Fuchs, August 2018

Stefan
Foto: Mirella Rusch

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